Jenes andere Leben by Farah Nuruddin
Autor:Farah, Nuruddin [Farah, Nuruddin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2016-04-10T22:00:00+00:00
Bella folgt Immaculata, deren hohe Absätze über den Boden klappern, eng umschlieÃt der kurze Rock den Po, in den Aufzug und durch einen Flur. Als Mädchen trug sie damals in Somalia gern Miniröcke, heutzutage hat sie diese aus ihrem Schrank verbannt. Nicht nur weil nach allgemeiner Ansicht eine Frau in ihrem Alter ihre Vorzüge nicht zur Schau stellen sollte, sondern auch weil in Somalia das Terrordiktat religiöser Fundamentalisten herrscht und ihr geliebtes Mogadischu keine Weltstadt mehr ist. Seit kurzem ist »säkular«, früher ein Ausdruck des Lobs, ein Schimpfwort. Die somalische Gesellschaft hat aufgrund des langjährigen Bürgerkriegs gewaltige Rückschritte gemacht, hinkt hinsichtlich Bildung und ähnlichen Parametern, an denen sich gesellschaftlicher Fortschritt messen lässt, weit hinterher.
»Sind Sie eine gute Katholikin?«, fragt Bella Immaculata.
»Ich gehe jeden Sonntag zur Messe«, gibt die Jüngere zurück, aber etwas in ihrem Gesichtsausdruck ermutigt Bella zu der Frage: »Wahrscheinlich nehmen Sie es mit der wöchentlichen Beichte ebenso genau?«
»Sind Sie katholisch?«, erkundigt sich Immaculata. Jetzt, da sie nebeneinandergehen, bemerkt Bella, dass die andere fülliger ist, als sie auf den ersten Blick wirkte, und ihre Haut ziemlich schlecht. Sie trägt Haarverlängerungen, denen offensichtlich die durch die Klimaanlagen ausgetrocknete Luft nicht bekommt.
»Ich bin muslimisch erzogen«, sagt Bella.
»Hätte ich nicht gedacht. Sie tragen keinen Körperpanzer.«
Allmählich langweilen Bella derartige Wortwechsel und sie ist des Erklärens müde. Aber Immaculata ist hartnäckig.
»Wo sind Sie denn nun tatsächlich aufgewachsen?«
»Mogadischu, Somalia«, sagt Bella.
»Sie machen Witze!«
»Keineswegs.«
»Bei uns wimmelt es nur so von Somaliern, Millionen leben in Flüchtlingslagern, haben schon Teile unseres Landes übernommen. Waren Sie schon in Eastleigh? Sie sehen ganz anders aus â Sie haben eine wunderschöne Haut, viel zu hell für eine Somalierin. Ihre Haltung ist anders, Ihr Gang, Ihr Benehmen.«
»Wie benehmen sich Somalier denn?«, fragt Bella.
»Die sind eingebildet, madam«, antwortet Immaculata.
Bella möchte mit niemandem in Streit geraten, vor allem hier nicht, lässt aber nur ungern diese Halbwahrheit stehen. Kenianische Somalier sind weiterhin Bürger zweiter Klasse, entrechtet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Ihr schlechtes Benehmen lässt sich zweifellos auf die schlechte Behandlung durch andere Kenianer zurückführen. Die Flüchtlinge in den Lagern sind jedoch erst vor kurzem aus Somalia gekommen, vertrieben durch den Zusammenbruch ihrer Regierung. Aber was würde es nützen, wenn sie die Frau korrigierte?
»Waffen, Gesetzlosigkeit, und ständig gibt es unter ihnen Mord und Todschlag, die ganze Palette«, sagt Immaculata. »Sie haben Waffen in unser Land eingeschleppt. Sie zerbomben unsere Kirchen und sie zerbomben ihre Moscheen. Aber Sie sind natürlich nicht wie die. Und ich habe gehört, dass Ihr Bruder Aar eine Seele von Mensch war.«
»Das war er wirklich«, sagt Bella.
»Zum Glück sind momentan einige Bataillone der Kenya Defence Forces in Somalia stationiert, die Ordnung in Ihrem Land schaffen sollen«, meint Immaculata.
Da kann Bella nicht mehr an sich halten. »Hatten Sie schon einmal die Gelegenheit, mit einem Somalier â auÃer mir â zu reden?«
»Noch nie.«
»Warum nicht?«
»Die sind zu arrogant, um mit einem Teemädchen wie mir zu reden.«
Immaculata bleibt vor einer geschlossenen Tür stehen und klopft. Nach kurzem Warten ertönt eine Frauenstimme: »Herein.« Ehrerbietig tritt die junge Frau zur Seite, zögernd betritt Bella den Raum.
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